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                        Vorwort zur dritten Ausgabe.

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                 Bei der Beratung der Nomenclaturfragen auf dem Internationalen Botanischen Kongreß
in Cambridge 1930 hofften wir, daß  J o h n  B r i q u e t,  der Verfasser und Herausgeber der
beiden ersten Ausgaben der Regeln, uns auch die neue Ausgabe schenken würde.  Durch
vorzeitigen Tod (am 26. Oktober 1931) wurde er uns und der Wissenschaft entrissen.  So fiel
mir, als Stellvertreiter B r i q u e t s  im „Bureau permanent de Nomenclature“, die Aufgabe zu,
die dritte Ausgabe vorzubereiten.  Unser unvergeßlicher Freund hat noch den Bericht über die
Nomenclatur-Verhandlungen des letzten Kongresses verfaßt (Fifth Intern. Bot. Congress,
Cambridge 1930; Compte Rendu des Débats de la Sous-Section de Nomenclature Botanique,
Report of Proceedings, p. 554–652, 1931).  Gestützt auf seine unvergeleichliche Beherrschung
des Stoffes¹) hoffte er, die neue Fassung der Regeln nach den Beschlüssen des Kongresses in
kurzer Zeit fertigstellen zu können.  Leider war ihm dies nicht mehr vergönnt; in seinem Nach-
laß fand sich keine Niederschrift.  Da die Britischen Botaniker gründliche und umfassende Vor-
arbeiten fur die Nomenclaturberatungen geleistet hatten (Proposals by British Botanists, London
1929), und da ein großer Teil ihrer Vorschläge, besonders was die Anordnung der Regeln betrifft,
angenommen worden war, so wandte ich mich an Herrn Dr. A. B. R e n d l e,  Mittglied des „Bureau
permanent de Nomenclature“ und des „Editorial Committee of the International Rules of Botanical
Nomenclature Ed. III“, mit der Bitte um Ausarbeitung der Regeln in englischer Sprache.  Er
sagte bereitwillig zu und hat dann im Verein mit seinen Kollegen in London, den Mitgliedern
des 1924 dort gebildeten Sub-Committee für Nomenclatur  J. R a m s b o t t o m,  T. A. S p r a g u e, 
A. J. W i l m o t t ,  die neue Fassung fertiggestellt.  Die Regeln wurden von mir durchgesehen
und ins Deutsche übersetzt.  Herr Prof.  L.  M a n g i n  (Paris), mit  R e n d l e  und mir Mitglied
des oben genannten „Bureau permanent“ sowie des „Editorial Committee“,  lehnte,  nach
persönlicher Rücksprache mit Dr.  R e n d l e , eine Mitwirkung zu unserem aufrichtigen Bedauern
ab.  Auf meine Anfrage und mit Zustimmung von Prof. L.  M a n g i n,  erklärte sich B r i q u e t s
Amtsnachfolger, Herr Prof. Dr. B. P. G. H o c h r e u t i n e r  in Genf, bereit, die Übertragung
in das Französische zu übernehmen.  Während dieser Arbeit wurde der Wortlaut der einzelnen
Regeln wiederholter Nachprüfung unterzogen.  Dabei und sogar noch während des Druckes
ergaben sich manche, teilweise nicht unerhebliche Abweichungen in der Auffassung, so daß ein
ausgedehnter Briefwechsel zwischen den Herren  R e n d l e , H o c h r e u t i n e r  und mir nötig war,
an dem außerdem Herr Dr. T. A. S p r a g u e  teilnahm, der seine reichen Kenntnisse aller
Nomenclaturfragen bereitwilligst in den Dienst der Sache stellte.  So verzögerte sich das Er-
scheinen sehr bedeutend, und Dr. R e n d l e  hielt es daher fur geraten, einen vorläufigen ver-
kürzten Abdruck der neuen Ausgabe unter Fortlassung der meisten Beispiele zu veröffentlichen
(in Journal of Botany LXXII, London, June 1934, Nr. 858, Supplement; 29 pp.).  Dadurch
sollte allen Botanikern Gelegenheit gegeben werden, sich rechtzeitig über etwa nötige Ergän-

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                1)  Vgl.  J.  B r i q u e t,  Receuil Synoptique des documents destinés à servir de base aux débats de la sous-section
de nomenclature du Vme Congrès International de Botanique Cambridge (Angleterre) 1930 (R. Friedländer u. Sohn,
Berlin 1930);  Avis préalable du Bureau Permanent et des Commissions de nomenclature sur les motions soumises aux
débats de la sous-section de nomenclature du Vme Congrès International de Botanique Cambridge (Angleterre) 1930
(ebenda 1930).

 
 
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International Rules of Botanical Nomenclature, 1935  —  Cambridge Rules

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web-edition: © 2014, Paul van Rijckevorsel

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zungen oder Änderungen zu äußern, damit auf dem Kongresse in Amsterdam 1935 darüber
verhandelt werden könnte.

                 Er ist mir eine angenehme Plicht, allen zu danken, die bei der nicht immer zu leichten
Ausgabe, die für mich in erster Linie in der Zusammenstellung der Ergebnisse der Beratungen
von Cambridge bestand, mitgewirkt haben.  Vor allem danke ich den Herren  R e n d l e  und
H o c h r e u t i n e r  für ihre unermüdliche getreue Arbeit an der gemeinsame Aufgabe.  Herr
Dr.  S p r a g u e ¹) hat sich zusammen mit Miss  M. L. G r e e n  in verdienstvoller Weise um die
Fertigstellung der neuen Regeln bemüht; die Listen der beizubehaltenden Gattungsnamen
der Phanerogamen wurden von ihm gründlich nachgeprüft.  Herr A. J. W i l m o t t ,  mit S p r a g u e 
in hervorragender Weise an der Ablassung der „Proposals“ beteiligt, hat sich der Mühe unter-
zogen, die Abstimmung über die „Nomina conservanda proposita“ zu leiten und die Geschichte
vieler Namen eingehend erforscht.  Herr  Dr.  A. B e c h e r e r  (Genf) hat den deutschen Text
nachgeprüft und auf manche Unklarheiten hingewesen, die beseitigt werden mußten, und mehrere
Beispiele durch passendere ersetzt.  Mein Berliner Kollege, Prof. Dr. J o h.  M a t t f e l d ,  der als
Schriftführer an den Beratungen in Cambridge teilgenommen hatte, hat die Manuskripte der
Regeln einer sehr sorgfältigen Durchsicht unterzogen und wertvolle Anregungen zur Aufklärung
strittiger Punkte gegeben; Herr Dr. F r.  B o l l e  (Berlin-Dahlem) hat bei der Lesung der Korrek-
turen der Regeln geholfen.

                 Herr Dr. A. S. H i t c h c o c k  (Washington, D.C.) hatte seinerseit zur Vorbereitung der
Arbeiten des Kongresses für  B r i q u e t  eine Geldsumme zusammengebracht und ihm zur Ver-
fügung gestellt; einen Teil des verbliebenen Restes konnte ich für die Fertigstellung der neuen
Ausgabe verwenden.  Auch an diesen Stelle spreche ich Herrn H i t c h c o c k  besten Dank für
seine Bemühungen aus.

                 Gewiß werden auch künftig viele Nomenclaturfragen auftauchen, die der Lösung harren.
Im großen und ganzen wird aber der von J. B r i q u e t  gegründete Bau bestehen bleiben und nur
einiger Anbauten oder Ausbauten bedürfen.

                 Ich schließe mit dem Wunsche, daß auch diese Ausgabe die Arbeiten der systematischen
Botanik fördern möge.

H.  H a r m s.

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                1) Vgl. T. A. S p r a g u e , Plant Nomenclature; in Report of the Botanical Exchange Club for 1932 (Arbroath,
Aug. 1933) 300–313.

 
 
 
 
 
 

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